(Somne, ESP 2005)
aka. Somniac (Deutscher Verleihtitel)
Regie: Isidro Ortiz
Drehbuch: David Alonso, Cristobal Garrido
Spezialeffekte: Juan Serrano
Freigabe: ab 16 Jahre
Genre: Science Fiction - Thriller
Kamera: Pedro del Rey
Musik: Javier Cámara
Produzent: Emma Lustres Gómez, Luis Méndez
Länge: 90 Minuten
Dt. Start: TBA.
Cast: Goya Toledo, Óscar Jaenada, Nancho Novo,
Iván Hermés, Jordi Dauder, Gary Piquer, Txema Blasco, Manuel Dios, Uxía Blanco, Chete Lera,
Itxaso Álvarez
"El Terror Está En Tus Sueños"
Für ein geheimes Projekt wirbt ein ehemaliger Professor die brillante und zugleich äußerst attraktive Neurologin Andrea an, die eine Versuchsreihe betreuen soll, bei der es darum geht, während verschiedener Traumphasen Informationen vom Computer ins Gehirn zu transformieren. Dafür muss natürlich aus rein ethischen Gründen ein Affe herhalten, der auch gleich den ersten Versuch mit seinem Leben bezahlt. Als dann noch wilde Alpträume und Visionen die hübsche Ärztin zu peinigen beginnen und ein Andrea vage bekannter Junge immer wieder aufs dem Nichts auftaucht, obgleich er sich doch im Koma befindet, und ihr rätselhafte Botschaften hinterlässt, beginnt sie sich zu fragen, wie weit das Projekt in Wirklichkeit schon gediehen ist ...
Nach
"Fausto 5.0" Isidro Ortiz' zweiter Regiestreich für die große Leinwand, der nebenbei in eine ganz andere Kerbe schlägt als sein Erstlingswerk. Anstelle einer Horrorstory steht hier der Wunsch der Menschheit, eine göttliche Instanz zu erreichen im Mittelpunkt. Natürlich ist dieser Wunsch von jeher zum Scheitern verurteilt und die Menschen, die es versuchten, trugen bereits seit Jahrhunderten Konsequenzen davon, die sie nicht bereit waren zu tragen. Der Versuch der Wissenschaft, die Menschheit zu "verbessern", anhand von Experimenten die Natur und ihre Vorsehung zu umgehen, ist nicht erst seit
Ortiz Thema in Filmen. Doch
Ortiz ändert seine Welt nicht, ganz im Gegenteil: Die Manipulation des Geistes, der Gedanken und der Träume werden hier manifestiert und lassen die Welt der Protagonisten Kopf stehen. Von Anbeginn an wird selbst der Zuschauer niemals in Erfahrung bringen können, was wirklich passiert und der Regisseur umhüllt die Wahrheit mit einem Schleier aus Angst und Dunkelheit. Doch gerade diese Dunkelheit ist es, vor der sich Hauptdarstellerin
Goya Toledo in ihrer Filmrolle als Andreas so fürchtet und ihr bei der Lösung im Wege steht.
Vordergründig schrieben die beiden recht unbekannten Autoren
David Alonso und
Christobal Garrido eine wenig innovative Geschichte nieder, die leicht durchschaubar erscheint. Jedoch stellt es sich schnell heraus, dass doch alles ganz anders ist und
"Somne" sich weit vom typisch spanischen Horror bewegt. Zwar erfindet
Isidro Ortiz das Genre nicht neu, aber er weiß wie das Rad sich zu drehen hat und versteht es, alle wichtigen Zutaten perfekt zu kombinieren. Unterstützt durch eine düstere, gar beklemmende Optik und schöne Kamerakompositionen von
Pedrol del Rey, welche nie als Mittel zum Zweck missbraucht werden, wird der langsam vor sich hin schleichende Geruch der Intrige und der Lüge allgegenwärtig und während die erste Stunde, aufgrund monsterhafter Erscheinungen und beängstigender Vision der Hauptdarstellerin,
"Somne" wie einen Mystery-Thriller erscheinen lassen, spürt man schnell, dass dies nicht der Weg ist, den
Ortiz zu gehen gedenkt. Warum sollte er es den Zuschauer denn auch so leicht machen?
Ortiz spielt nicht nur mit dem Charakter der Andrea, nein er spielt vor allem mit den Zuschauern, indem er uns vorgaukelt, die Lösung zu kennen, indem er uns weiß machen möchte, dass
"Somne" ein weiterer Ausflug ins spanische Horrorkino ist. All die angeblichen Offensichtlichkeiten, nur um uns schlussendlich mit der Wahrheit vor den Kopf zu stoßen, alles wieder über den Haufen zu werfen und dann noch einmal Gas zu geben. Der ganze inszenatorische Stil wirkt ruhig und baut alleine auf dem Charakter der Andrea und ihrer Ängste auf. Dabei wird das Tempolimit beibehalten, was zufolge haben kann, dass
"Somne" für einige etwas fad schmecken könnte. Doch dank der richtigen Würze wird aus einem "drögen" Stück Fleisch ein köstliches Steak und
"Somne" gewinnt von Minute zu Minute mehr an Spannung - und das ohne den Erzählstil zu wechseln. Selbst zum etwas actionhaltigeren Finale hin ändert
Ortiz weder Optik noch Erzählstruktur seine Filmes und führt uns durch eine Welt, bei der Traum und Realität zu verschmelzen beginnen. Erst das Ende zeigt uns, auf welcher Ebene der Realität wir uns gerade befinden.
Das Ende wird natürlich nicht verraten, sowie ich es an dieser Stelle auch vermeiden möchte allzu viel von diesem Film preiszugeben, der zwar das spanische Kino nicht revolutionieren wird, aber dank seiner tollen Optik, dem stimmigen Score von
Javier Cámara und einer überraschenden Auflösung zu den Highlights des in den letzten Jahren stark nachlassenden spanischen Kinos gezählt werden darf. Zudem macht
Isidro Ortiz hier alles richtig und dirigiert seine Darsteller, vornan die hübsche
Goya Toledo (
"Killing Words",
"Amores Perros") durch einen neunzigminütigen Marathon aus Alpträumen und Realitätsverlust, der sich einem erst nach und nach erschließt, dann aber nicht mehr loslassen wird.