"In der Antarktis hört dich niemand schreien..."
Der todkranke Milliardär Charles Weyland (
Lance Henriksen) wittert den Coups seines Lebens, der ihn geschichtlich unsterblich machen soll. In der Antarktis entdecken seine Wissenschaftler 700 Meter

unter dem Eis eine mysteriöse Wärmequelle. Nach genaueren Untersuchungen und Scans kristallisiert sich ein riesiger Pyramidenkomplex heraus, der sowohl ägyptische, kambodschanische als auch aztekische architektonische Einflüsse aufweist. Um die wissenschaftliche Sensation für sich zu deklarieren, stellt Weyland ein Team - bestehend aus den besten Fachkräften der Erde - zusammen, um die unterirdische Pyramide zu erforschen. Unter Leitung von Expeditionsexpertin Alexa Woods (Sanaa Lathan) macht sich die Crew an die Arbeit. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die Wissenschaftler in eine Falle tappen. Aliens haben sich in dem monströsen Labyrinth eingenistet und machen Jagd auf die Eindringlinge. Während dessen sind fünf junge Predator ebenfalls auf dem Weg in die Pyramide, um ihrem Jagdtrieb zu frönen. Die Menschen, deren Crew sich rasch dezimiert, geraten zwischen die Fronten dieser außerirdischen Auseinandersetzung...
"Whoever wins... We lose!"
Nach dem letztjährigen, erfolgreichen Franchisecrossover
"Freddy vs. Jason" dürfen nun die wohl bekanntesten Spezies, die der Science-Fiction-Film in den Achtzigern hervorgebracht hat,

gegeneinander antreten: Das 1979 geborene
"Alien" und der 1987 zum ersten Mal Menschen jagende
"Predator". Hinter beiden hat sich im Laufe der Jahre eine riesige Fanbase etabliert, so dass schon zu Beginn der Neunziger findige Zeichner das finanziell lukrative Potential erkannten und beide Kreaturen in
Dark Horse-Comics gegeneinander antreten ließen. Später folgten zwei recht erfolgreiche Egoshooter, nun also der lange geplante und seit der Anspielung in
"Predator 2" erhoffte Kinofilm. Da jetzt eine Prämisse zu schaffen, die Fans wie Kritiker gleichermaßen befriedigt, ist keine leichte Aufgabe. Ausgerechnet
Paul W. S. Anderson (
"Mortal Kombat",
"Soldiers"), der mit
"Event Horizon" recht brauchbaren Science-Fiction-Horror ablieferte, es sich mit
"Resident Evil" aber gründlich bei mir verscherzte, maßte sich an das Drehbuch zu schreiben und dann gleich selbst noch die Inszenierung zu übernehmen. Dafür überließ er sogar den Regiestuhl von
"Resident Evil: Apocalypse" Alexander Witt. Na das kann ja heiter werden ...
Die von mir erwartete filmische Katastrophe ist
"Alien vs. Predator" nicht. Ganz im Gegenteil, ich bin positiv überrascht, obwohl
Anderson inzwischen verlauten ließ, dass der Film drei

Wochen vor dem amerikanischen Kinostart, angeblich weil die Effekte nicht alle fertig waren, vom Studio auf ein PG-13 herunter geschnitten worden ist. Ein Director's Cut, so kündigte er an, soll später auf DVD dann seinen ursprünglichen Film, in dem auch komplett entfernte Szenen wieder integriert werden sollen, zeigen. Man darf gespannt sein, denn obwohl Blut fließt, wirken einige Szenen doch recht abgehackt - besonders auffällig beim Chestbusting.
In einem Interview zweifelte
"Hellboy"-Autor
Peter Briggs, der das ursprüngliche Drehbuch verfasste, inzwischen diese Aussagen an.
Andersons Drehbuch entspricht laut seinen Aussagen in etwa dem Film. Ob sich hier
Briggs nun nur ausgebootet fühlt, weil sein Skript letztlich nicht akzeptiert worden ist und deshalb gegen
Anderson stichelt, oder ob dieser tatsächlich, quasi als schlechte Entschuldigung für die mäßigen Kritiken, um Schadensbegrenzung bemüht, Lügengeschichten erzählt, wird die DVD-Auswertung hoffentlich zeigen.
Was einen hier erwartet, sollte spätestens nach dem Trailer (Whoever wins... We lose / It's our planet....It's their war.)bekannt sein. Die beiden Spezies bekämpfen sich bis auf das Blut, beziehungsweise die Säure, wobei wir zwischen die Fronten geraten und munter mit abgeschlachtet

werden. Bis es soweit kommt, vergehen aber 30 Minuten - und das bei einem Film dessen Nettospielzeit 100 Minuten lautet.
Anderson versucht in im ersten Drittel die wichtigsten Charaktere vorzustellen. Das ist gewiss gut gemeint, nur leider sind das alles durchweg uninteressante, stereotype Klischeefiguren, die später sowieso nur zum Opfer taugen. Dank unbeholfener Dialoge über Kinder und Familie soll so das Publikum sich mit den Protagonisten identifizieren - sie ins Herz schließen. Klappt leider gar nicht. Ganz im Gegenteil, sie beginnen zu nerven. Es mangelt
"Alien vs. Predator" an einer Bezugsperson wie sie die
"Predator"-Reihe mit
Arnold Schwarzenegger und
Danny Glover oder die
"Alien"-Saga sie mit
Sigourney Weaver hat. Die robuste
Sanaa Lathan (
"Blade",
"Out of Time") soll diese Person sein, scheitert in ihrer ersten Hauptrolle aber kläglich. Immerhin kann Franchiseveteran
Lance Henriksen (
"Aliens",
"Hard Target"), obwohl er nur wenig zu tun hat, als Charles Bishop Weyland, ein paar Szenen retten. Den Fans werden einige Anspielungen, wie zum Beispiel das Zeitschriftencover im Helikopter, oder sein, eine Reminiszenz an

"Aliens" darstellendes, Fingerspiel mit dem Kugelschreiber, auffallen.
Andersons Spezi
Colin Salmon, der in
"Resident Evil" noch die Spezialeinheit anführen durfte, wird auch hier wieder von seinem Regisseur zu Labskaus verarbeitet.
Sich der Erwartungshaltung bewusst, lässt
Anderson die Expedition ins ewige Eis ziehen und spielt dort erst mal mit den geifernden Zuschauern (Wann geht's endlich los?). Mehrere Hundert Meter unter dem Eis hat ein Weyland-Satellit eine Entdeckung gemacht. Der Multimillionär und Konzernchef Weyland will als erster dort runter, denn die Zeit drängt. Andere könnten die gleiche Entdeckung gemacht haben. Deshalb kaufte er sich das teuerste Equipment zusammen und heuert die besten Experten auf den Gebieten Archäologie, Antarktis, etc. an. Erste Szenen beider Spezies lassen den Mund wässrig werden. Bald geht es los... Und wie... Die Predatoren wärmen sich gleich nach ihrer Ankunft an der Oberfläche mit den ersten Expeditionsteilnehmern auf...
So sehr
Anderson als Autor auch versagt, seine Inszenierung ist klasse - auch wenn er nicht mehr viel mit den wichtigsten Elementen der Vorgänger arbeitet. In dieser unter dem Eis liegenden Pyramide soll der monumentale Kampf stattfinden. Hier verabschiedet sich dann auch die Story. In den letzten 60 Minuten wird grundsätzlich nur noch geleuchtet, geschrieen, gerannt und gestorben. Dabei sollte kein klaustrophobischer Science-Fiction-Schocker erwartet werden, denn
"Alien vs. Predator" ist ganz klar auf Action ausgelegt. Die Aliens haben in dem düsteren Gängelabyrinth

den Vorteil auf ihrer Seite. Denn erstens brauchen die Predatoren von je her Platz und Raum, um ihre Waffen effektiv einzusetzen, und zweitens sind diese Exemplare noch etwas grün hinter den Ohren. Damit lässt sich auch die nicht immer passende Waffenwahl erklären.
Mein Herz schlägt von je her für die Predatoren. Hier wird zumindest ein Exemplar zu einem verdammt coolen Motherfucker stilisiert, dem eigentlich nur noch ein Oneliner aus dem Helm fallen müsste. So routiniert wie er die Aliens teilweise abfertigt, hat er absolute Starqualitäten - lässiges Posing inklusive. Das geht nicht ganz ohne Selbstironie vonstatten, macht aber Laune, auch wenn es den Hardcorefans vielleicht nicht unbedingt schmecken wird.
Die Kämpfe erinnern ein wenig an tierische Ringkämpfe. Im Nahkampf wird sich gegenseitig durch die Gegend geschleudert, der Schwanz geschwungen, gekrallt, gebissen und die Klinge gewetzt. Da werden Gänge durchbrochen und Mauern eingerissen. Das zahlreiche Equipment der Predatoren kommt eher selten zum Einsatz, wobei die Schulterkanone auch wirklich ein unfaires Werkzeug ist. ;)

Anstatt subtilen, Schweiß treibenden, blutigen, schleichendem Horror gibt es bei
Anderson modernes Monsterwrestling mit schnellen Schnitten, Zeitlupe und allem drum und dran.
Während nun die Expedition, die nach Planung des Predatorclans gar nicht vor Ort sein dürfte, die ganze Zeremonie durcheinander bringt, geschwängert, gebissen und zerteilt wird, bleibt von der Atmosphäre nicht mehr allzu viel übrig. Trotz dunkler Gänge und eingesponner Wirte vermisse ich etwas die Spannung, die allgegenwärtige, auflauernde, unsichtbare Gefahr.
Harald Kloser (
"The Day after Tomorrow") müht sich, an
James Horner (
"Aliens") und
Alan Silvestri (
"Predator") orientierend, mit seinem gar nicht mal schlechten Score, zwar redlich, muss sich aber dann doch
Andersons Betonung der Action geschlagen geben.
Obwohl
Stan Winston hier leider nicht für das Creature-Design und die Make-Up-Effekte konsultiert worden ist, gehen die Neuerungen, das Face-Lifting, in Ordnung.
Anderson variiert, vor allem die Predatoren, zwar optisch, verfremdet sie aber nicht so sehr, als das es negativ auffällt.

Zudem sind einige seiner neuen Equipmentideen wirklich nette Gimmicks. Überhaupt ist
"Alien vs. Predator" optisch ein wirkliches Vergnügen. Slowmotionspielereien werden sparsam eingesetzt, der Einsatz nerviger Stilmittel fällt ganz flach. Dafür ist das Design der Pyramide schön düster und bedrohlich. Fließende Szenenübergänge sind oft sehr innovativ, während einige Kamerafahrten an
"Event Horizon" erinnern.
Mit zunehmender Spieldauer gehen mit Autor
Anderson (nicht mit Regisseur
Anderson!) leider dennoch die Pferde durch. Ist die Erklärung, was für eine Funktion diese Stätte hat, noch einigermaßen glaubwürdig, so wird die spätere Spezieskooperation dann doch lächerlich. Damit beleidigt der Film leider auch ein wenig seine Vorgänger.
Wer nun mit den richtigen Erwartungen an
"Alien vs. Predator" heran geht, wird seinen Spaß haben. Eine würdige Fortsetzung der beiden Reihen ist
Anderson zwar nicht gelungen, wohl aber ein brauchbares Crossover. Er konzentriert sich eben auf das was er kann und das ist makellose Action, die es in der Form in keine der Reihen gegeben hat. Er springt zunächst von einem menschlichen Schicksal zum nächsten, bis nach erfolgreicher Dezimierung von uns Menschen, die "Gäste" in den Fokus gerückt werden. Was ich hierbei vermisste habe, waren Ideen. So ein Film bietet Platz für neue Hintergrundinformationen über beide Rassen. Noch immer ist ungeklärt, wo beide nun herkommen und wie sie entstanden sind. Warum nicht mal neue Ideen wie Teamwork (Predatoren jagen als Gruppe) ausprobieren?
"It´s our planet ... It´s their War!"
Regisseur
Paul W. S. Anderson gelang mit
"Alien vs. Predator" ein überraschend gelungenes Franchisecrossover, dass zwar an Klischeecharakteren und einem schwachen Drehbuch krankt, aber dank der Anderson-typischen Inszenierung recht kurzweilig ausfällt. Ist das erste Drittel

überstanden, wartet auf den Zuschauer ein schnörkelloser Actionknaller, mit vielen Elementen der Vorgängerfilme. Fans werden ein paar bekannte Kameraeinstellungen der früheren Filme entdecken, sich aber eventuell nicht immer mit der Darstellung der beiden Spezies anfreunden können. Während die Schnitte für das PG-13-Rating nicht ganz so sehr ins Gewicht fallen (ein bisschen grafischer hätte es hin und wieder trotzdem sein dürfen), lassen die schwachen schauspielerischen Leistungen des fast durchweg unbekannten Casts sauer aufstoßen. Wer mit richtigen Erwartungen, nämlich keinen spannenden, klaustrophobischen Science-Fiction-Horror, sondern optisch leckere Action mit tollen Effektideen (der sich enttarnende Speer), in den Film geht, wird das Kino hinterher zufrieden verlassen. Nicht zuletzt weil
Klosers Score gefällt und der Predator, ich muss es einfach noch mal schreiben, ein extrem cooler, Stacheldraht fressender und Napalm pissender, asskicking Motherfucker ist, von dem sich einige Leinwandhelden der jüngsten Zeit eine dicke Scheibe abschneiden können.