Ein einsames Haus, eine vereinte FamiIie, zwei unzertrennIiche Freundinnen. Ein brutaIer Mörder, der vor nichts zurückschreckt. Und die Nacht. Eigentlich woIIte AIex nur mit Freundin Marie ihre FamiIie auf dem Land besuchen. Doch aIs die Nacht einbricht, dringt ein brutaIer Fremder in das Haus und der Kampf ums Überleben beginnt.
"Nobody will ever come between us" - Marie
Wenn europäische Filme für Aufruhr sorgen oder sich mit Filmen aus der Traumfabrik Hollywood messen können, dann kommen sie meist aus Frankreich. Nacht etlichen Actionfilmen ist es nun ein Slasher, der zumindest unter Genrefans für Aufruhr sorgen dürfte und der wohl beste Beitrag seit
"Wrong Turn" ist. Nachdem sich die Franzosen mit
"Deep In The Woods" nicht gerade mit Ruhm bekleckerten, serviert
Alexandre Aja einen knüppelharten Beitrag, der es in sich hat und wahrlich nichts für schwache Gemüter ist.
Obwohl man sich in den ersten Minuten eher in einem Spin-Off von
"Jeepers Creepers" wähnt, braucht
"Haute Tension" nicht sonderlich lange, um in die Vollen zu gehen. Das gesamte Geschehen spielt in einer einzigen, düsteren Nacht - dementsprechend sind auch die

Ausleuchtungen und die Stimmung. Die Idylle, in der sich die beiden Studentinnen befinden, als sie die Familie der einen auf dem Land besuchen, wird im Nu eingerissen.
Aja nimmt sich keine Zeit, um Charaktere vorzustellen (woraus dann auch leider folgt, dass uns die Toten relativ gleichgültig sind), sondern säht mit einer oft sehr experimentellen Musikbegeleitung Suspense. Man ahnt, dass etwas passieren wird. Nur was, ist die Frage...
Lange muss man auf die Antwort nicht warten, da der Killer schon bald der Familie einen Besuch abstattet. Und zwar was für einen... Es ist einige Zeit her, dass ein Slasher den Zuschauer über die gesamte Spielzeit fesseln und schocken kann. Das ist nicht nur der oben schon beschriebenen Musik, sondern auch der düsteren, verstörenden Optik des Films zuzuschreiben. Die Nacht, der Mondschein, die Wälder, die Kornfelder - sie eignen sich ausgezeichnet, um Urängste vor dem bösen, schwarzen Mann zu wecken. Hinzu kommt eine sehr lineare Struktur, die in diesem Genre immer förderlich ist, sofern man ein Niveau zu halten versucht und dem Zuschauer keine Chance zum Durchatmen geben will. Selten wurde in den letzten Jahren so explizit auf die Darstellung von Gewalt gesetzt. Tabus traut sich
Aja zwar nicht zu brechen, sondern überlässt zu geschmacklose Morde lieber der Phantasie des Zuschauers, doch für Genrefreunde hat
"Haute Tension" allerlei Blutkonserven parat. Der Killer selbst geht ohne viele Worte, trocken, kompromisslos und mit einer instinktiven Professionalität sein Handwerk an. Warum? Das erklärt die Schlusspointe.
Erfreulich, dass sich mal wieder ein Slasher traut bierernst zu bleiben und keinen Hang zur Selbstparodie zu entwickeln. Weder werden Klischees (Sex, Drugs and Alcohol - Mörder steht hinter

der Tür etc.) angehäuft, noch besitzt der Film ein stupides Whosdunit-Ende. Ob final noch mal so deutlich
"The Texas Chainsaw Massacre" zitiert werden musste, ist allerdings mehr als fraglich und war wohl nur ein Zugeständnis an Gorehounds, die es nach der Auflösung noch einmal so richtig krachen sehen wollten.
Wer nun hofft, dass
"Haute Tension" das Genre neu erfindet, dem sei die Illusion von vorne herein genommen. Es ist sicher einer der besten Beiträge der vergangenen Jahre, der sich keinesfalls am Mainstream orientiert und nichts für schwache Mägen ist.
Aja hat seine Vorbilder gut studiert, versetzt die beiden hübschen Französinnen in einen grauenhaftes Szenario und lässt die abwechslungsreiche, aber nicht immer stimmige Musik wunderbar mit seiner düsteren Optik und der ordentlichen Kameraarbeit harmonieren, so dass hier ein sehr intensives Filmerlebnis zu Stande kommt. Wirklich geniale, neuartige Aspekte zeigt der Film aber nicht, auch wenn die in Ansätzen vorhanden sind. Man denke nur an die Masturbationszene in Verbindung mit Schnitt und Ton. Kleine Logikpatzer sind durchaus vorhanden, doch sollte man die bei Slashern nicht ganz so genau wie bei ernsthaften Thrillern nehmen. Primär geht es hier um Spannung zu erzeugen, sie aufrecht zu erhalten und das schafft
"Haute Tension" beeindruckend gut. Versäumt wurde dabei nur leider ein Appetithappen, eine Pre-Intro-Sequenz, die Lust auf mehr macht. Der unkonventionelle Blow-Job ist da nur ein müder Versuch irgendwo noch schwarzen Humor unterzubringen.
"Haute Tension" definiert das Genre nicht neu, bietet aber über die volle Spielzeit enorme Spannung. Die detaillierten Kills, die Ernsthaftigkeit, sein linearer Verlauf und seine düsteren Bildkompositionen sind in Verbindung mit der Musik klare Pluspunkte. Zu mehr als einem guten Genrebeitrag reicht es aber angesichts einiger kleinerer Mängel trotzdem nicht. So sehr wir honorieren möchten, dass
Aja nicht lange fackelt - Die Familie ist nur Futter für den Killer und geht dem Zuschauer dementsprechend am Arsch vorbei. Final bekommt der Plot nicht so recht die Kurve und seien wir mal ehrlich: Die letzte Szene haben wir doch schon viel zu oft gesehen, oder?
"Hearts will bleed" - Werbezeile
Kommen wir nun zur deutschen DVD aus dem Hause
MCOne, an der es optisch kein Halt gibt. Das hübsche Digipack wird von einem edlen Schubber mit Prägeschrift umschlungen, stellt

rein verpackungstechnisch die bisher beste Version des Filmes dar und macht sich gerade durch das reflektierende Rasiermesser und den Blutspritzern auf dem Front-Cover besonders schön in der Vitrine. Auch auch das Innenleben kann sich sehen lassen, denn das anamorphe Widescreen-Bild fällt direkt zu Beginn schon durch die hervorragende Farbgebung auf, welche stets natürlich und sehr satt wirkt. Stilmittel bedingt unterlegt Regisseur
Alexandre Aja das Bild dann noch mit einigen Farbfiltern, sodass die düstere und beklemmende Atmosphäre des Films meist eine kühle, grünlich schimmernde Note verliehen bekommt. Ein Film wie
"High Tension", der überwiegend im Dunkeln spielt, schreit förmlich nach einem guten Kontrast und dieser enttäuscht uns nicht. Ganz im Gegenteil: Selbst die dunkelsten Szenen meistert der starke Kontrast perfekt und gibt sich äußerst detailliert in seiner Darstellung ohne erwähnenswerte Mängel. Ein weiterer Pluspunkt ist die überwiegend hervorragende Schärfe, die dieser Transfer zu bieten hat. Gerade die Detailschärfe befindet sich auf höchstem Niveau und liefert vor allem in Nahaufnahmen von Gesichtern eine durchweg perfekte Detailzeichnung. Einziger Kritikpunkt ist das leichte Bildrauschen im Hintergrund, welches gerade auf hellen Flächen etwas deutlicher zu erkennen ist, aber nie wirklich störende Ausmaße annimmt. Die Kompressionen arbeiten unauffällig im Hintergrund und weder Defekte noch sichtbare Artefaktbildung sind hier auszumachen. Wir bekommen also rundum einen sauberen und sehr detailfreudigen Transfer geboten, dessen einzige Schwäche das leichte, dennoch sichtlich vorhandene Bildrauschen im Hintergrund ist, weshalb die DVD ganz knapp an der Höchstnote vorbei schlendert.
Der deutsche 5.1-Ton steht dem wirklich guten Bild in nichts nach. Neben einer guten Front und einer ebenso guten Sprachverständlichkeit bekommen wir eine wirklich sehr räumlich wirkende

Klangkulisse geboten. Gerade der Effektbereich wird hervorragend eingesetzt und es gibt keine Sekunde im Film, in dem nicht zumindest Umgebungsgeräusche aus den Rears schallen. Da wir es hier nicht mit einem hochexplosiven Actionfilm zu tun haben, macht der Großteil des Raumklangs der Score aus, dessen düstere Klänge sich wohlig auf alle Kanäle verteilen. Aber auch mit direktionalen Effekten wird nicht gespart und der kraftvolle Bass sorgt für den nötigen Druck und untermauert die ohnehin schon dynamische Effektlandschaft von
"High Tension". Jedoch wirkten die nahezu identischen englischen und französischen Tracks im Frontbereich natürlicher als die deutsche Tonspur, die sich im Vergleich zu den beiden etwas gedrungen anhört. Auch der Bass ist prägnanter ausgefallen und die beiden ausländischen Tonspuren wirken zudem etwas lauter und weiträumiger als die deutsche Version. Es bleibt dem Zuschauer also die Wahl zwischen drei wirklich guten Dolby Digital-Spuren. Trotz der geringfügigen Abstriche kann die deutsche Tonspur aber immer noch als eine der besten Dolby Digital-Mixe bezeichnet werden, die man jemals bei einem Slasher zu hören bekommen hat. Kraftvoll, mit einem hervorragenden Einsatz der Effektlautsprecher und einem satten Bass. Wer es aber noch etwas wuchtiger haben will, sollte den Film auf Englisch oder in der französischen Originalfassung schauen. Deutsche Untertitel lassen sich optional hinzuschalten.
Da wir es hier mit einer "Special Edition" zu tun haben, war die Hoffnung groß, dass wir mit Zusatzmaterial erschlagen werden, was eine zweite DVD durchaus rechtfertigen würde, aber wie auch schon in der Verleihfassung befinden sich auf der ersten DVD lediglich lediglich "Biografien" und "Trailer", ein heiß herbeigesehnter Audiokommentar ist leider nicht enthalten und auch die Bonus-Disc ist nicht sonderlich üppig ausgestattet. Neben einer "Bildergalerie" bekommen wir noch vier recht aufschlussreiche Interviews geboten, die in ihrer Länge stark variieren. Hauptdarstellerin
Cécile de France spricht über 20 Minuten über ihre Rolle und die Dreharbeiten, was sich als sehr informativ herausstellt. Hier erfahren wir auch, dass unter anderem
Sigourney Weaver (
"Alien 1-4") für die Rolle als Marie im Gespräch war. Unterlegt wird das Interview mit einigen Filmausschnitten. Das Interview mit
Maiween le Besco ist recht kurz ausgefallen und soviel hat sie auch gar nicht zu sagen. Es scheint, als habe sie die Rolle der Alex nur genommen um dem trist Alttag als Theaterschauspielerin zu entkommen.
Philippe Nahon, der hier den Killer spielt, wollte erst gar nicht in
"Haute Tension" mitspielen, da er nur ungern wieder in die Rolle eines Bösen schlüpfen wollte. Als er aber das Ende des Drehbuches kannte, stimmte er doch

zu. Insgesamt ist es mit knapp 5 Minuten das kürzeste Interview auf dieser DVD, da
Phillippe aber unheimlich sympathisch wirkt, sind seine kurzen Statements über seine Rolle wirklich interessant geworden. Das Highlight ist aber das Interview mit
Giannetto de Rossi. Trotz seiner Laufzeit von knapp 7 Minuten gibt der gebürtige Italiener nicht nur seine Kommentar zum eigentlichen Film ab, sondern schweift auch schon mal ab und erzählt witzige Anekdoten von
Lucio Fulcis
"Zombi 2 - Schreckensinsel der Zombies". Bekannt wurde
Giannetto de Rossi vor allem durch seine Masken zu diversen Zombiefilmen wie
"Geisterstadt der Zombies" oder aber auch
"Das Haus an der Friedhofmauer". Desweiteren war er aber auch an Filmen wie
"Rambo 3" oder
"Dune" beteiligt.
Zum Schluss gibt es noch ein knapp 36minütiges "Making of", welches neben den üblichen Filmausschnitten über die gesamte Laufzeit des Featurettes vom Regisseur
Alexandre Aja und dem Drehbuchautor
Grégory Levasseur begleitet wird. Nebenbei gibt es einige Aufnahmen vom Set, welche gerade im Bereich der Spezialeffekte sehr interessant geworden ist. Insgesamt ist man weit entfernt vom üblichen Hollywood-PR-Making of, aber gerade zu den harten Effekten in
"High Tension" hätten wir gerne noch mehr gesehen. Insgesamt ist das gebotene Bonusmaterial leider viel zu mager ausgefallen und man hätte sich neben "Outtakes" und "Geschnittene Szenen" noch einen erklärenden Audiokommentar gewünscht.
"Die Kreissäge in der Brust oder: Szenen, die wir niemals sehen dürfen"
Nachdem man sich das Review so durchliest, kann das Fazit eigentlich nur kaufen heißen, doch leider haben wir euch das größte Manko dieser ansonsten wirklich guten DVD-Umsetzung von
"High Tension" bisher verschwiegen. Die vor kurzen erschienende Verleih-DVD wurde vom Vertrieb damals der SPIO/JK vorgelegt, da man die Hoffnung hatte, dass man dort den Film ungeschnitten frei gibt. Leider hat die SPIO/JK mittlerweile andere Prüfungsrichtlinien und unterscheidet sich gar nicht mehr so stark von der FSK, was zufolge hatte, dass der Film um gute 67 Sekunden gekürzt werden musste. Für diese uns vorliegende "Special-Edition" musste der Film noch einmal durch eine FSK Prüfung und musste noch mal rund 65 Sekunden Federn lassen. Nun ist
"High Tension" zwar immer noch ab 18 frei und auch nicht gerade harmlos, aber die Schlüsselszenen, die den Film erst so richtig ins Gespräch brachten, fehlen nun fast alle. Somit dürfte die DVD für Fans des Films wertlos sein, egal wie schön das Ganze noch aufgemacht ist, aber rund 2 Minuten sind doch schon eine

Menge, vor allem in einem Film, der neben seiner düsteren Atmosphäre von seinen harten Effekten lebt. Lustigerweise sind im Making of, einige der in Deutschland geschnittenen Szenen (siehe Beispielbild) in hervorragender Qualität zu sehen und wer noch etwas warten kann, darf sich am 27.01.2005 die völlig ungeschnittene Version zulegen, die
McOne extra für Österreich und die Schweiz veröffentlicht. Zwar wird dies nur eine Singel-Disc sein, ist aber ansonsten absolut identisch und unterscheidet sich weder von der Bild- und der Tonqualität der deutschen Version. Wer dennoch nicht auf die Bonus-Disc und eine wirklich edle Verpackung verzichten will, sei folgendes empfohlen: Kauf euch einfach beide Editionen und packt die Uncut-DVD in die Digipack-Hülle, so habt ihr dann die ultimative Edition von
"High Tension". Leider zwingt uns der Staat dank seines überholten Prüfungssystems immer zu solchen Doppelkäufen. Aber im Falle der deutschen
"High Tension"-DVD würde sich das ausnahmsweise einmal lohnen, da es zur Zeit bis auf die französische DVD keine bessere Veröffentlichung des Titels gibt.