IT, ESP 1970
Originaltitel:Strano vizio della Signora Wardh, Lo
Alternativtitel:Blade of the Ripper
aka. Next!
aka. Next Victim!, The
aka. Perversa Senora Ward, La
aka. Strange Vice of Mrs Wardh, The
aka. Etrange vice de Madame Wardh, L'
Länge:96:14 Minuten (ungekürzt)
Freigabe:ab 16 Jahren
Regie:Sergio Martino
Buch:Eduardo Manzanos Brochero, Ernesto Gastaldi, Vittorio Caronia
Kamera:Emilio Foriscot, Floriano Trenker
Musik:Nora Orlandi
Darsteller:George Hilton, Edwige Fenech, Conchita Airoldi, Manuel Gil, Carlo Alighiero, Ivan Rassimov, Alberto de Mendoza, Bruno Corazzari, Marella Corbi, Miguel Del Castillo, Luis de Tejada, Brizio Montinaro, Pouchi, Mira Vidotto
Vertrieb:Koch Media
Norm:PAL
Regionalcode:2
Bildformat:2,35:1 (anamorph)
Tonformat:Dolby Digital 2.0 (mono)
Sprache:Deutsch, Italienisch
Untertitel:Deutsch
Specials:
- Dokumentation: Dark Fears Behind the Door (31:01 Min.)
- La bellissima musica della Signora Orlandi (12:55 Min.)
- Austrofred - Tu felix Austria nude (6:11 Min.)
- Italienischer Original-Kinotrailer (3:05 Min.)
- Bildergalerie (44 Bilder)
- 8seitiges Booklet
Wien zittert vor einem Rasiermessermörder, der es auf junge Frauen abgesehen hat. Auch Julie Wardh, Frau eines wohlhabenden Geschäftsmannes, wird von dem Killer bedroht. Julie hat einen Verdacht: Könnte es beim dem Gesuchten um ihren früheren Geliebten Jean handeln, dem sie einst in masochistischer Zuneigung zugetan war ...?
"My specialty is courting ladies in the presence of their husbands." - George Corro
"Der Killer von Wien" (im Original
"Lo strano vizio della Signora Wardh" - zu deutsch "Das seltsame Laster der Signora Wardh" - betitelt) entstand 1970 in der Regie von
Sergio Martino, der damit sein Giallo-Debüt vorlegte und zugleich einen der schönsten und spannendsten Vertreter dieses Subgenres erschuf. Das Drehbuch stammte aus der Feder von
Ernesto Gastaldi, der auch schon an Filmen
Mario Bavas (
"La frusta e il corpo") und
Antonio Margheritis (u. a.
"La vergine di Norimberga") mitgearbeitet hatte und auch die Skripts für die folgenden drei Gialli
Sergio Martinos verfassen sollte.
Der teils an Wiener Originalschauplätzen gedrehte
"Killer von Wien" bietet alles, was einen richtigen Giallo ausmachen sollte und zelebriert diese Elemente in absoluter Perfektion: Eine visuell elegante Inszenierung und ein herrlich schrilles 70er Jahre Design, ungewöhnliche Aufnahmewinkel, rasante und wenig zimperlich geratene Mordszenen, viele Verdächtige, ein schwarz maskierter Killer und im Zentrum eine wunderschöne Frau mit obskurer Vergangenheit als dessen Ziel.
Die giallotypische, hochästhetisierte Verbindung von Thrillerelementen und Gewalt mit obsessiver Erotik funktioniert hier perfekt. Doch der Film bietet nicht nur durchgestylten Augenschmaus und kribbelnde Atmosphäre, seine Story funktioniert auch unter konventionellen Krimigesichtspunkten ausgezeichnet, führt den Zuschauer von einer falschen Fährte auf die nächste und überrascht schließlich mit einer gänzlich unerwarteten Wendung. Abgerundet wird das Ganze von einem wunderschönen Soundtrack
Nora Orlandis, bei dem sich übrigens mehr als drei Jahrzehnte später
Quentin Tarantino in
"Kill Bill: Vol. 2" bediente (einzelne Elemente der Filmmusik finden sich übrigens auch schon in
Nora Orlandis Soundtrack für
Riccardo Fredas zwei Jahre zuvor entstandenem Giallo
"A doppia faccia").
Sergio Martino ist einer der großen talentierten Handwerker des italienischen Genrekinos; er mag zwar kein künstlerischer Visionär wie
Mario Bava sein, kann sich aber in seinen besten Arbeiten durchaus mit
Dario Argento messen. So gibt es im
"Killer von Wien" schöne atmosphärische Schauplätze wie z. B. den Schloßpark von Schönbrunn, surreal anmutende Flashbacks, ausgeklügelte Kamerafahrten und -perspektiven, subtile Schnittfolgen und schließlich sogar auch noch eine Hommage an
Hitchcocks Duschmordszene in
"Psycho".
Durchweg überzeugend ist auch die Besetzung, allen voran die gebürtige Französin
Edwige Fenech, die in den 70er Jahren als Scream Queen im italienischen Genrekino Furore machte und Freunden gepflegter Pastakinoküche heute zu Recht als die Giallo-Ikone schlechthin gilt. Natürlich wird die attraktive Darstellerin hier adäquat blickfangend in Szene gesetzt, natürlich geizt
Martino auch nicht mit Gelegenheiten, seinen weiblichen Star hüllenlos auf Zelluloid zu bannen.
Dass sich
Edwige Fenechs Qualitäten jedoch nicht im Dasein einer gutaussehenden Kulissenergänzung erschöpfen, sondern dass es sich bei der Dame um eine richtige Schauspielerin handelt, die ihre Rolle der psychisch fragilen und irgendwann völlig nervenmaroden
Julie Wardh absolut überzeugend verkörpert, verdoppelt hier natürlich das Vergnügen. Auch der Rest der Darsteller macht seine Sache sehr ordentlich:
George Hilton führt den Zuschauer als undurchsichtig smarter Playboy von Anfang bis Ende an der Nase herum,
Ivan Rassimov liefert eine hübsch fiese Performance als diabolischer Ex-Geliebter und
Alberto de Mendoza überzeugt als betulicher Bourgeois, hinter dessen seriöser Maske doch so manche Überraschung lauert.
Bis 1973 drehte
Sergio Martino noch vier Thriller: 1971
"La coda dello scorpione" (
"Der Schwanz des Skorpions"), 1972 abermals mit
Edwige Fenech
"Tutti i colori del buio" (
"Die Farben der Nacht") und
"Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave" (
"Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key"), und 1973
"I corpi presentano tracce di violenza carnale" (
"Torso").
In den späten 70er Jahren passte der Regisseur sich dem geänderten Publikumsgeschmack bzw. der dadurch gewandelten Marktlage im Filmbusiness an, drehte u.a. Komödien, Erotik- (so z.B. zwei Sexcomedies mit
Edwige Fenech), Kriegs- und Actionfilme, und leistete 1977 mit
"La montagna del dio Cannibale" (
"Die weiße Göttin der Kannibalen") auch den obligatorischen Beitrag zur grassierenden Kannibalenfilmwelle. Seit den 80er Jahren ist er auch verstärkt für das italienische Fernsehen aktiv. Zu der Eleganz und Perfektion seiner frühen Thriller hat
Sergio Martino leider nie mehr zurückgefunden.
"Setzt Euch in den Fiaker und lasst Euch von Droschkenmeister Sergio Martino durch sein ganz eigenes Wien fahren - es lohnt sich" - Christian Kessler
Für die deutsche DVD griff
Koch Media auf ein italienisches Master zurück und präsentiert uns
"Der Killer von Wien" erstmalig ungekürzt, anamorph abgetastet und

im original Bildformat auf DVD. Bis auf kleine Patzer haben wir es hier auch mit einer recht guten Umsetzung zu tun. Die Farben wirken kräftig und satt und auch der Kontrast liefert überwiegend gute bis sehr gute Werte ab, lediglich der Schwarzwert ist nicht immer optimal und zudem werden in dunklen Sequenzen hin und wieder feine Details verschluckt.
Dafür kann uns aber die Schärfe überzeugen, der Transfer erscheint sehr plastisch und wartet mit einer guten bis sehr guten Detailschärfe auf. Nur hin und wieder fällt das Bild deutlich ab, was dann vor allem am leichten Bildrauschen liegen dürfte, welches sich im Hintergrund immer wieder zu erkennen gibt.
Defekte und Verunreinigungen suchen wir hier nahezu vergebens und man scheint sich bei der Restauration sichtlich Mühe gegeben zu haben. Selbst die Kompressionen arbeiten sauber und zeigen nur selten leichtes Blockrauschen im Hintergrund. Summar summarum ein mehr als gelungener Transfer, vor allem wenn man das Alter des Filmes in Betracht zieht.
Die deutsche Monotonspur klingt angenehm rauscharm und ist nahezu frei von störenden Geräuschen. Allerdings klingen die Dialoge etwas dumpf, sind aber dennoch gut zu verstehen. Die italienische Spur klingt etwas klarer und bietet optional noch deutsche Untertitel. Die damals gekürzten Sequenzen liegen im Original mit Untertiteln vor.
Die deutsche und italienische Dolby Digital 2.0 (Mono)-Tonspuren erfreuen besonders durch ein völliges Fehlen von Rauschen, Knistern oder irgendwelchen anderen Störgeräuschen. In der Synchronisation kommen die Stimmen klar und sauber aus den beiden seitlichen Boxen und sind sehr gut verständlich. Altersbedingt klingt dieser Track jedoch besonders in den Dialogen ein wenig dumpf. In dieser Hinsicht ist die italienische Tonspur ein kleines bisschen besser. Hier klingen die Stimmen ebenso wie die Musik ein wenig frischer, wobei sich jedoch technische Einschränkungen auch hier nicht verbergen lassen.
Neben einem edlen Mediabook mit Schuber, einem 8seitigen
Booklet von
Christian Kessler, sowie dem
Original Kinotrailer, findet sich unter den Extras noch eine
Bildergalerie mit 44 Fotos. Das Herzstück dürfte aber die von
No Shame produzierte Dokumentation
"Dark Fears Behind the Doors" sein. In diesen 30 Minuten, welche sogar deutsch untertitelt wurden, kommen
Sergio und
Luciano Martino, sowie
Ernesto Gastaldi,
George Hilton und
Edwige Fenech zu Wort und wissen einiges über sich und natürlich auch über den "Killer von Wien" zu berichten. Ein weiteres nettes Featurette ist das exklusiv produzierte
Interview mit Komponistin
Nora Orlandi, die in knapp 12 Minuten einiges über ihre Karriere und den Hauptfilm zu berichten weiß.
Das letzte Featurette auf dieser DVD ist eigentlich unnütz und dürfte als Gag gewertet werden, wenn die Person nicht sogar die Rückseite des Booklets zieren würde. Die Rede ist von dem Wiener Entertainer
Austrofred (
"Austrofred - Tu felix Austria nude"), der innerhalb von knapp 4 Minuten einiges über Wien und die sexuellen Vorlieben der Einwohner erzählt. Ziemlich unlustig ...
Mit
"Der Killer von Wien" lizenzierte
Koch Media nicht nur ein Meisterwerk des italienischen Genre-Kinos, sondern liefert uns auch eine sehr schöne Edition in bestmöglicher Bild- und Tonqualität ab. Ein "must have"-Titel für jeden Giallo-Fan ...