Für 1977 doch reichlich spät, fügt Sergio Martino mit "Mannaja" dem aussterbenden Genre noch einmal einen mustergültigen, wenn auch nicht bahnbrechenden Western bei. Martino, der, egal in welchem Genre, immer handwerklich saubere Arbeit abgeliefert hat, vertraut die Hauptrolle seines selbst für Italo-Westernverhältnisse harten und kompromisslosen Werks dem Landsmann Maurizio Merli an, der als einsamer Fremder in die Fußstapfen von Franco Nero tritt. Eine gute Wahl, denn wo der kantige Merli hinlangt, da wächst nichts mehr, wie er vorab beispielsweise in "Die Viper" oder "Camorra" bewies und hier gleich zu Beginn aufzeigt. Vorgestellt wird er dem Zuschauer in einer spannenden, fast schon atemberaubenden Verfolgung eines Gesuchten, bei der er, als er endlich aus dem Nebel heraustritt, seinem Gegenüber (Donald O'Brien) mit einem Beil die Hand abhackt. Sein wortkarges Spiel und sein verkniffener Ausdruck mögen nie recht zur Sympathiefigur hinreichen, aber Martino scheint hier ohnehin keinen Wert auf Auflockerung zu legen. Einzig der Wagentreck eines wilden Tanzensembles, welches den Protagonisten aus einer misslichen Lage befreit, markiert den menschlichen Bezugspunkt der Handlung. Der Rest charakterisiert sich als unerbittliche Mischung aus Verrat, tödlichen Überfällen, Rache und Ausbeutung von Menschen, in deren aller Mittelpunkt der großartig spielende, fiese Voller (John Steiner, "Shock", "Tenebre") steht, welcher seinen reichen Herrn, dem kranken McGowan (Philippe LeRoy, "Milano Kaliber 9", "Sandokan"), arglistig hintergeht. Neben dem grandiosen Finale, welches den Film ebenso im Nebligen enden lässt, wie er begann, kann Martino einige Aufnahmen montieren, die fast schon in den Horror-Bereich übergehen. Nicht etwa die wenigen, aber effektiven Gräueltaten sind damit gemeint, sondern beispielsweise der Überfall auf die Kutsche, welcher im Gegenschnitt zum bunten Treiben der tanzenden Mädels in der Stadt angelegt ist. Besonders als der schwer verwundete Kutscher sich mit letzter Kraft in die Stadt rettet, was sich in Zeitlupe abspielt, kommt Gänsehautstimmung auf.
Die Welt, in der Mannaja sich verdient, ist trostlos, nicht umsonst lässt Martino seinen Helden leiden oder lässt ihn in einem Faustkampf durch den Schlamm kriechen. Als darf man hierbei nicht erwarten, dass der Held am Ende mit seiner Liebsten in den Sonnenuntergang reitet. Nein, der von einer tiefen Bassstimme (etwas zu oft) vorgetragene, immer wieder leicht variierte Titelsong verkündet stets anders und wir wissen es auch, nachdem wir uns diese absolut empfehlenswerte Italo-Perle angeschaut haben. Das einzige Manko an der rundum gelungenen Veröffentlichung ist das wenige Bonusmaterial, sonst sollte man hier aber reinschauen!
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