"Dracula und seine Bräute" ist der zweite abendfüllende Vampirfilm aus den legendären Hammer Studios und bis heute ist es ungeklärt, warum man auf Christopher Lee als titelgebende Figur verzichtete und stattdessen den eher unbekannten David Peel als Baron Meinster verpflichtete. Einziges Übrigbleibsel des ersten "Dracula" war Peter Cushing in seiner Rolle des Dr. Van Helsing, der vom örtlichen Pfarrer zu Hilfe gerufen wird, um die mysteriösen Todesfälle im kleinen Dorf zu lösen.
Es wird von Anfang an nicht geklärt wie Baron Meinster zum Vampir wurde und warum seine Mutter ihn Jahrzehnte lang in ihrem Schloss ankettete und einsperrte. Er war einfach schon immer böse, bekommen wir als Erklärung und warum der in Gefangenschaft lebende Baron trotz Fußfessel in edlen Gewändern umher laufen kann, bleibt ebenso unklar wie die Tatsache, dass selbst er als Vampir sich von irgendwas ernähren muss, es aber nicht danach aussieht, als würde er irgendwas zwischen die Zähne bekommen (gut genährt sieht er aber allemal aus). Als die junge Lehrerin Danielle (Yvonne Monlaur) auf dem Weg zu einem etwas abgelegenen Mädcheninternat an dem Dorf vorbei kommt, behandeln sie die Dorfanwohner sehr abweisend und lediglich Baronin Meinster bietet ihr eine Übernachtung in ihrem Schloss an. Trotz plötzlicher Proteste der Dorfbewohner geht Danielle mit der freundlichen, aber dennoch schaurigen Dame mit auf das Schloss und erfährt von dessen Sohn, der schwer krank ist und von daher das Schloss seit Jahren nicht mehr verlassen hat. Des nachts bemerkt sie eine unheimliche Gestalt, die sich als der besagte Sohn herausstellt, welcher von seiner Mutter im Schloss gefangen gehalten wird. Der Baron macht der hübschen Französin klar, dass nicht er der Kranke ist, sondern seine Mutter, die ihn hier gegen seinen Willen festhält. Kurzerhand beschließt sie ganz zum Leidwesen der Baronin den jungen Mann zu befreien, was sich als schwerwiegender Fehler herausstellte. Nun ist der Vampir auf freiem Fuß, die Baronin sein Abendbrot und Danielle, die ihn immer noch nicht durchschaut hat, schwer verliebt.
Was sich nun abspielt ist ein konventioneller Erzählstil nach bekannten Schemata. Baron Meinster als blasser Christopher Lee-Ersatz beißt sich durch die Gegend und will schlussendlich aber nur an den Hals der hübschen Französin und Van Helsing, zur rechten Zeit am rechten Ort, will Danielle aus dem Bann des Barons befreien und den Vampir schließlich ins Jenseits befördern. Doch damit die Geschichte nicht ganz so vorhersehbar ist, sorgte man am Ende für eine kleine Überraschung, indem Van Helsing in eine Falle tappt, schließlich selbst von Baron Meinster gebissen wird und nun Gefahr läuft, sich ebenfalls in ein Geschöpf der Nacht zu verwandeln. In dieser Sequenz findet "Dracula und seine Bräute" auch seinen Höhepunkt und Peter Cushing liefert eine seiner besten Arbeiten in einer Hammer Film-Produktion am. Er greift zur glühenden Eisenstange und brennt sich damit seine Wunde am Hals aus, bevor er diese mit Weihwasser begießt. Hier erzeugt Terence Fisher intensive Spannungsmomente, welche den ansonsten sehr ruhigen Genre-Beitrag aufwerten. Hinzu kommt ein innovatives und actionreiches Finale, bei dem Meinster nicht nur unliebsamen Kontakt mit Weihwasser hat, sondern bei dem auch der Schatten einer Windmühle ein übergroßes Kreuz wirft, dem Meinster nichts mehr entgegen zu setzten hat. Auch wenn Terence Fishers zweiter Vampirfilm zu Beginn etwas schwach auf der Brust zu sein scheint und erst zum Ende hin an Fahrt gewinnt, sowie David Peel seine Rolle als Baron Meinster gut macht, hätten wir uns lieber einen weiteren Film mit Christopher Lee gewünscht. Der durfte aber erst in "Blut für Dracula" wieder die Zähne fletschen und mit Peter Cushing zusammen spielte er erst wieder 1972 in "Dracula jagt Mini Mädchen".
Koch Media spendiert uns einen traumhaften Transfer, sowie eine liebevoll gestaltete DVD-Edition des Klassikers, der in keiner guten Horrorfilmsammlung fehlen darf. Es wäre wirklich schön, wenn wir diesen Klassiker in Kürze auch einmal auf einem HD-Medium zu sehen bekommen würden.
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